… wow: Juni, Juli, September, Oktober, November, Dezember, Januar, Februar… Ich kann es kaum glauben, dass ich mich vor acht Monaten das Letzte Mal auf meinem „Baby“ it-s-mine.de angemeldet habe. Es sollte ja eigentlich in dieser Zeit längst durch die „Decke gegangen sein“.
Trotz aller Power und positiver Energie hat es mir im vergangenen Juni komplett die Schuhe ausgezogen. Ich selber hätte nicht gedacht, dass das überhaupt möglich ist, schließlich bin ich eine Mischung aus Super-Woman und einer Amazone – nix kriegt mich unter. Aber manche Sachen kriegen auch mich klein. Dieses Mal war es der 12. Juni 2017 – der hatte es sowas von in sich.
In aller Kürze:
Nachdem ich meinen Zwergen versprochen hatte, dass im Sommer 2017 nach abgeschlossener Chemo, DER JAHRHUNDERT SOMMER auf uns wartet, kam alles komplett anders. Meine Kinder waren seit Mai ganz quirlig und aufgeregt, weil es ja nun Sommer war. Definitiv. Der Frühling wurde geschmeidig übersprungen. Es war warm, es schien die Sonne, es war Sommer – ergo Mama war gesund und wir wollten tausend Sachen unternehmen, die ich meinen beiden Muckis versprochen hatte, wenn ich wieder fit sei. Hey, ich war immerhin so fit an die Seen zu fahren, durch den Zoo zu schlurfen oder mich aktiv beim Toben einzubringen.
An einem Freitag rief meine Klinik an, ich hatte auf den Anruf schon gewartet, denn es sollte noch ein kleiner Routine-Eingriff statt finden. Da ein CT nicht immer alle Krebsherde darstellt, ich damals schon eine kleine Metastase am Bauchfell hatte, sollte mit einer Kamera invasiv gescheckt werden, ob alles roger sei – eine oder höchstens zwei Nächte zur Beobachtung und das sollte es gewesen sein – eigentlich.
Total optimistisch packte ich mein Köfferchen, nahm meinen Reader mit, die Zeit sollte immerhin sinnvoll mit viel Lesen und Chillen genutzt werden, denn schließlich wartete nur ein Mini-Eingriff auf mich und dann sollte es mit grünem Licht nach Hause und in mein neues Post-Erkrankungsleben gehen. Tausend Pläne und aufregende Projekte warteten auf mich, auf uns. Unser Umzug in unsere tolle, neue Wohnung, die hergerichtet werden wollte. Ein paar Wochenendtrips und Besuche bei der Familie und unser großer Traum: Die Reise – einmal drum herum und wer weiß ob wir nicht doch einfach irgendwo „kleben“ bleiben? Du, weißt ja nie.
Am 11. Juni also um fünf Uhr war mein OP-Besprechungstermin mit meinem Operateur – netter Typ, versierter Chirurg – mir sympatisch. Das was er nun zum Ablauf des Eingriffs sagte war weniger angenehm. Nein, sie hätten im großen Tumor Board („geiler“ Name übrigens) besprochen, dass aus der minimal invasiven Methode ein großes „Ding“ würde. Es war fünf Uhr nachmittags, bis dahin war ich zu 100 Prozent sicher, dass ich drei „schöne“ Tage in der Klinik verbringen würde und dann zu meinem Mann und meinen Kindern geheilt und zufrieden nach Hause käme. NOPE! Mir würde eröffnet, dass mein Thorax aufgemacht würde, jedes Organ einzeln untersucht und abgetastet, das Bauchfell entfernt und als Krönung eine HIPEC Chemotherapie den Bauchraum spülen würde. Ein sehr seltenes, junges, effektives aber auch heikles und wahnsinnig schmerzhaftes Verfahren. Ich wäre auch nicht in der Lage danach direkt auf die chirurgische Station zu kommen. Drei Tage Intensivstation seien angesetzt.
„Jasmine, du hast schon soviel geschafft“, dachte ich mir „nix wir dich von deinem Plan abhalten DEN Sommer mit deinem Mann und deinen Kindern zu verbringen“. Tja, was soll ich Euch sagen?
Aus geplanten zwei/drei Tagen sind die fordernsten Wochen meines Lebens geworden, die mich komplett verändert haben. Ich dachte, ich bliebe ein Pflegefall und war mir nicht sicher jemals wieder ohne Hilfe zurecht zu kommen. Heute reiße ich das alles nur an, damit Ihr im Ansatz versteht, warum ich abgetaucht bin.
Heute bin ich wieder stark und freue mich, euch davon zu erzählen, wie ich es geschafft habe und warum ich weiß: Alles bleibt gut und alles hat seinen Sinn. Mehr davon in den nächsten Tagen – und vergesst nicht: Keep on smiling! Alles andere erfordert einfach zuviel (schlechte) Energie,
Eure Jasmine