… ich wache nach meiner Magen-Darm-Spiegelung auf, bleibe etwas liegen, versuche mich zu entspannen. Nein, ich will wissen, was die Untersuchung gebracht hat. Habe ich einen Polypen oder eben nicht?
Stehe auf, gehe zum Arztzimmer. Die Tür kommt mir wahnsinnig groß und dunkel vor. Anklopfen, eintreten und wissen: Sie haben einen Befund, ich sehe es meinem Arzt an, aber es kann nicht sein. Ich bin gerade mal vierzig und keine siebzig.
Höre die Diagnose: 4 cm großer Tumor. Aber, meine ich, er könne ja gutartig sein. Nein, danach sehe es nicht aus. Wundere mich über mich selbst. Die Tränen bleiben aus, ich rutsche nicht vom Stuhl. Stelle die notwendigen Fragen, organisiere das Nötigste, wo die OP stattfinden soll etc., stehe auf verlasse das Zimmer und lande auf meinem neuen, unbekannten Planeten.
Das erste von vielen Malen, dass ich zitternd die Treppenstufen nehme, Halt an der Wand oder dem Geländer suche, um nicht zu stürzen… .
Es ist Spätsommer, trete auf die Strasse, suche meine Liebe(n). Sie haben mich abgeholt und warten im Auto. Durch die Fensterscheibe sehe meine Kinder und meinen Mann. Will die Tür aufmachen, entscheide mich dagegen. Gehe um das Auto herum, klopfe an die Fahrertür. Mein Mann steigt aus. Sieht mich, sieht mir die Diagnose an, nimmt mich in den Arm. Er wird in diesem Moment vom Fels zum Gebirge, aber auch zu meiner Brandung.